Die Wehrmacht - Eine Bilanz
Dokumentation
ZDF

Gesamtleitung: Guido Knopp

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01.  13. 11. 2007  Angriff auf Europa
02. 20. 11. 2007 Wende des Krieges
03. 27. 11. 2007 Verbrechen der Armee
04. 04. 12. 2007 Widerstand in Uniform
05. 11. 12. 2007 Kampf bis zum Untergang

Inhalt: Mehr als 17 Millionen Männer dienten in ihr, mehr als fünf Jahre lang führte sie den wohl mörderischsten Krieg der Weltgeschichte, hielt zeitweise halb Europa besetzt und endete doch in der totalen Niederlage: die deutsche Wehrmacht. Über sechs Jahrzehnte nach Kriegsende und zehn Jahre, nachdem die Ausstellung über die Verbrechen der Armee Hitlers eine hitzige Debatte in Deutschland entfacht hat, setzt das ZDF mit der fünfteiligen Reihe "Die Wehrmacht - Eine Bilanz" einen aktuellen Programmakzent. Jüngst entdeckte Dokumente gewähren einen unverstellten Einblick, wie die deutsche Generalität Hitler und den Krieg sah. Zahlreiche hohe Militärs waren im Offiziers-Gefangenenlager Trent Park bei London interniert; dort hörte der britische Geheimdienst ihre vertraulichen Gespräche ab. Bis vor kurzem waren die Lauschprotokolle streng geheim, nun werden sie erstmals in einer Fernsehdokumentation gezeigt. Wesentliche Passagen mit aufschlussreichen, bisweilen bestürzenden Aussagen und Selbsterkenntnissen werden szenisch rekonstruiert. Sie illustrieren, wie sich die Wehrmacht zum Werkzeug der Diktatur in einem beispiellosen Vernichtungsfeldzug machen ließ - und wie wenig Widerstand es dagegen gab. Vor allem die Generäle waren keineswegs nur Befehlsempfänger, viele führten diesen Krieg aus Überzeugung. Die fünfteilige Sendereihe spiegelt den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung. Vor allem kommt eine junge Generation von Historikern zu Wort, die in den letzten Jahren durch neue und unerwartete Erkenntnisse von sich reden machte. Eine Fülle bislang ungezeigter Filmfunde aus Privatarchiven sowie eindringliche Schilderungen ehemaliger Soldaten vermitteln eine Vorstellung vom Alltag an der Front: "Wir wollten vor allem überleben" - darin stimmen die mehr als hundert Zeitzeugen überein, die für die Reihe befragt wurden. Einige von ihnen waren Augenzeugen von Kriegsverbrechen. (Text: ZDF)

Kritik: Es wurde Zeit. Endlich nahm sich ein Sender in einer zeithistorischen Reihe zur besten Sendezeit der Wehrmacht an, jenem Haufen disziplinierter Soldaten, die in schlechtester preußischer Tradition willige Handlanger ihres Herrn waren. Sie verbreiteten organisiertes Leid, Elend, Chaos und Terror. Nach 1945 pflegten sie das Bild der verführten Soldaten. Schon seit Jahren hatte die Geschichtswissenschaft hervorgehoben, dass die Verantwortlichen der Wehrmacht sehr genau wussten, was sie taten, und was sie taten, verstieß fundamental gegen soldatische Tugenden und Ehrbegriffe. Die Zunft der Historiker kommt indes gegen Geschichtslegenden kaum an. So hielt sich das Bild von der sauberen Wehrmacht noch in vielen Köpfen. Das Team um Guido Knopp räumte mit diesen Legenden auf und entzauberte die Wehrmacht und ihre Helden. Das geschah auf gewohnte Weise, war sauber recherchiert - und schludrig dargestellt. Müssen in solchen Dokumentationen eigentlich Spielszenen sein? Nicht immer war mir klar, wann Originalaufnahmen gezeigt wurden und wann nachgedreht worden war. Und langsam muss auch mal einer den Umgang des deutschen Fernsehens mit den Quellen rügen. Filme aus der NS-Zeit sind Quellen, sie bedürfen natürlich der Interpretation, sie dürfen und müssen auch gekürzt werden, aber ihre Verstümmelung ist nicht nötig, sondern ärgerlich. Eine Dokumentation zur NS-Zeit im Format 16:9 auszustrahlen, ist eine Zumutung, denn in diesem Format wurde damals eher nicht gedreht. Das Filmmaterial muss oben und unten gekappt werden, das eigentliche Bild als Quelle wird verändert, denn ihm wird ein Teil seiner Aufgabe genommen, die Darstellung nämlich. Mal ganz davon abgesehen, dass die meisten TV-Geräte eben noch nicht dieses unsinnige Format haben, hier ist es völlig deplatziert. Von einem Guido Knopp erwarte ich, dass er den ZDF-Bonzen diese Fakten vermittelt und entsprechend Rücksicht nimmt. Wer als Historiker ernst genommen werden will, soll auch handwerklich korrekt mit Quellen umgehen. Also: inhaltlich saubere und nötige Arbeit bei schludrigem Umgang mit Quellen. (Und man muss schon Historiker sein, um so pingelig zu reagieren, aber Pech für's ZDF, denn ich bin promovierter Historiker, zwar arm, aber nicht doof!)

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Bearbeitet am 29. Dezember 2007

(C) Norbert Korfmacher