22. 11. 2014
In weiteren Rollen: Paul Falk (Julius), Annina Euling (Pia Gerstein),
Marc Benjamin Puch (Carsten van Eifeler), André Röhner (Sven
Büter) u.a.
Kamera: Henning Jessel; Szenenbild: Götz Harmel; Buch: Christian
Pfannenschmidt; Regie: Enno Reese
18. Männerherzen
Das schwule Paar Carsten van Eifeler und Sven Büter möchte
ausgerechnet von Andreas' Konkurrenten Marc Wenkstern kirchlich getraut
werden, dem der Ruf eines moderneren Pfarrers vorauseilt. Als Marc Wenkstern
sich jedoch als Hardliner entpuppt und die Segnung der beiden Männer
ablehnt, entfacht ein Streit zwischen den beiden Pfarrern. Dies führt
in der Heilandkirche zu einer grundsätzlichen Debatte zum Thema "Schwulenehe"
und dazu, dass selbst die beiden Männer ihre geplante Trauung in Frage
stellen. - Währenddessen ist Andreas weiterhin ratlos, welche Sorgen
seinen Sohn Tom bedrücken. Als sich Tom immer mehr von seinem Vater
bedrängt fühlt, platzt er vor der gesamten Familie mit seinen
Sorgen heraus. Andreas fragt sich, wieso er so wenig über seinen Sohn
weiß. Im Gespräch mit Katharina erfährt er, dass sie schon
längst von Toms Problemen wusste. Andreas ist enttäuscht. Verstanden
fühlt er sich in dieser Situation von Christine, was dazu führt,
dass sich die beiden einander annähern. Auch Lukas und Andreas, die
sich seit Lukas'
Auszug wegen seiner Freundin Lea zerstritten hatten, rücken durch
Toms persönliche Krise wieder zusammen. Können die Tabarius-Männer
Tom helfen getreu ihrem Motto "Wir halten zusammen, komme was wolle"?
Christian Pfannenschmidt hat ein großes Herz, auch für Homosexuelle und Schwule. In seiner Serie "Unter den Linden" saß ein Schwuler schon mal nackt auf dem Bett, in den unsäglichen "Albertis" begriff der Autor am Ende selbst, dass sein Plot in eine andere Zeit gehört. Das hindert den Mann nicht daran, seine Zuschauer wieder mit einer Geschichte um einen Schwulen zu beglücken. Auf dem ersten Blick wird nicht klar, weshalb ich die Geschichte als Zumutung empfinde. Es wird klar, wenn man auf das Treiben der Hereosexuellen in der Serie blickt. Über achtzehn Folgen haben wir das Liebesleben des Gottesmannes verfolgt, der ja durchaus kernig und nett anzusehen ist. Das gilt auch für seinen ältesten Sohn Lukas, der gerne mal zeigt, was er hat. Sein Liebesleben wird ausgewalzt. Der arme Junge ist ein Schwarm für Frauen, muss dann erleben, wie sein strunzgeiler Vater ihm unfreiwillig eine Perle ausspannt, landet in den Armen einer älteren Schönheit, um schließlich eine Hairstylistin zu pimpern, während sein Vater schon mal loszieht, um einen ONS zu genießen und sich zeitweilig mit zwei Frauen herumschlägt (seine grinsende Tote mal nicht mitgerechnet). Ich bin großzügig: Leben und Sex pur. Was präsentiert uns Pfannenschmidt mit Sohn Tom? Eine reine keusche Knabenliebe. Nichts passiert. Tom schubbelt sich keinen runter beim Betrachten mutmaßlich zahlreicher Pornos auf seinem Smartphone, er chattet nicht bei Gayromeo, er scheint auch nicht zu wissen, dass Bonns Nachbarort Köln eine schwule Hochburg ist, in der er abtauchen könnte. Kurz: Von Toms Sexualität sehen, hören und erfahren wir nichts. Gar nichts. Der arme Junge ist leider unglücklich verliebt. Mehr is' nicht. Ob Herr Pfannenschmidt den Zuschauerinnen und Zuschauern des ZDF keine schwulen Geschichten zumuten mochte? Das ist seltsam, denn Geschichten um Hetero-Sex mutet er dem Fernsehvolk ungeniert zu! Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Herr Pfannenschmidt setzt noch einen drauf: Er beglückt uns mit einer Geschichte um die Homo-Ehe, dem Geschenk der Heteros an die Homos. Auf die Idee, dass Schwule nur begrenzt so leben wollen wie Heteros, kommt er nicht. So verkauft er heterosexuelle Lebensformen für Schwule. Es kommt noch ärger. Herr Pfannenschmidt führt mit Tom eine schwule Hauptfigur ein, über deren weiteren Weg wir nichts mehr erfahren. In der Familie und in der Schule stößt Tom auf Widerstand, seine große Liebe Julius wendet sich von ihm ab, sein Abitur wackelt. Wie Tom es schafft, verrät uns der Autor nicht. Auch nicht, ob er sich in seinem Freundeskreis durchsetzt oder sich in der schwulen Szene tummelt. Weswegen also ein schwuler Jüngling in die Serie kommt, ist mir völlig unerfindlich. - Sieht man von meinen grundsätzlichen Erwägungen ab, fand ich die Episode sehr lustig.
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Bearbeitet am 28. Dezember 2014