Speer und Er
Doku-Drama
ARD/WDR

Darsteller: Sebastian Koch (Albert Speer), Tobias Moretti (Adolf Hitler), Dagmar Manzel (Margarete Speer), Susanne Schäfer (Annemarie Kempf), Axel Milberg (Rudolf Wolters), André Hennicke (Rudolf Hess)

Regie: Heinrich Breloer; Buch: Heinrich Breloer, Horst Königstein; Kamera: Genot Roll; Musik: Hans-Peter Ströer

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1.  09. 5. 2005 Germania - Der Wahn
2. 11. 5. 2005 Nürnberg - Der Prozess
3. 12. 5. 2005 Spandau - Die Strafe
4. 12. 5. 2005 Nachspiel - Die Täuschung

Inhalt: "Speer ist keiner von diesen extravaganten und pittoresken Nazis. Ob er überhaupt andere politische Meinungen hat als die herkömmlichen, ist unbekannt. Er hätte jeder anderen politischen Partei beitreten können, die ihm einen Job und eine Karriere gegeben hätte. Die Hitlers und die Himmlers mögen wir loswerden, aber die Speers, was auch im einzelnen mit diesem besonderen Exemplar geschieht, werden lange unter uns sein". (Sebastian Haffner: Albert Speer. Dictator of Nazi Industry. "The Observer", 9.4.1944) Das dreiteilige Filmprojekt über den deutschen Architekten, Rüstungsminister, Kriegsverbrecher, Spandauer Gefangenen und Bestsellerautor Albert Speer ist eine weit ausgreifende biografische Erzählung. In gegenseitiger Kontrastierung und Spiegelung von Fakten und Selbstäußerungen, von filmischer Rekonstruktion und Vergegenwärtigung wird auch und gerade die Seite Albert Speers und seiner Rolle im dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte angegangen, die nur mit Skrupeln darstellbar ist - Albert Speer, Heidelberger Bürgersohn, und Adolf Hitler, Protagonist einer verbrecherischen Weltsicht, treffen aufeinander und verlieren sich in einem wahnhaften Größenrausch. Es ist die Geschichte einer Männerfreundschaft, in der zwei sich begegnen, begeistern und aufschwingen zu einem Größenwahn jenseits der Normen von Kultur und Anstand - jenseits der Zivilisation. Diese Anmaßung hat Konsequenzen. Die Rückkehr aus dem blutigen Höhenrausch ist bitter und die Opfer geben keine Ruhe. Schuld und Sühne - das Thema deutscher Familien. Die drei Filme sind, in doppelter Hinsicht, ein Prozess - unter der Prämisse, so nüchtern wie möglich dem Nachlass der Täter wie auch der Opfer nachzuspüren. Die Kinder Albert Speers stellen sich diesem Prozess - stellvertretend für ihre Generation. In zahlreichen erzählerischen und interpretierenden Anläufen - oft zweifelnd und argwöhnisch - speist sich das Filmprojekt aus den reichhaltigen Veröffentlichungen von Albert Speer. Schon in den letzten Kriegstagen lässt Speer entlastende Dokumente sichern, und nach 1945 schreibt er im Gefängnis biografische Entwürfe, immer wieder neue Berichte, Ausarbeitungen und verfasst schließlich - mit Hilfe der kongenialen Editoren Joachim Fest und Wolf Jobst Siedler - seine Erinnerungen und Tagebücher. Es schreibt sich ein Schuldiggewordener an seine Träume, Pläne und Taten heran - und dabei entsteht, Amnesie oder bewusstes Verschweigen, Legende oder Lüge, ein Albert Speer, den Millionen Leser für den wahrhaftigsten Zeugen der Nazi-Jahre halten, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Jahr 1969 die meisten noch miterlebt haben und deren Ungeheuerlichkeit unter einer dünnen Lebens-Schicht dieser Bundesrepublik bis zur Kenntlichkeit verborgen ist. (Text: ARD)

Kritik: Gewagt, gewonnen. Es ist immer riskant, die Nazi-Größen im Film darzustellen. Man läuft Gefahr, ihren nackten Terror zu verharmlosen. Hitler und Konsorten haben selbst nicht Hand an Menschen angelegt, sie hatten ihre Handlanger für diese "Arbeit". Vor diesem Dilemma steht jeder Regisseur, der dem Publikum diese Monster vorführen will. Heinrich Breloer hat dieses Problem auf drei Weisen gelöst. Er ließ Tobias Moretti freie Hand bei Darstellung des "Führers", und dem Österreicher gelang das Kunststück, Hitlers Wahn gekonnt darzustellen. Dieser Mann war völlig durchgeknallt, sein eigenes Volk bedeutete ihm einen Dreck, willentlich und wissentlich führte er es in eine Katstrophe. Moretti zeigt einen miesen Volks- und Vaterlandsverräter. In wenigen Spielszenen konfrontierte Breloer seinen "Helden" Speer zugleich mit seinen Opfern, wenn er etwa Fabriken besuchte und dort auf Zwangsarbeiter stieß. Weil das alles nicht reichte, schob der Regisseur einen vierten Teil nach, in dem Zeitzeugen und Historiker zu Wort kamen, die nun genau belegten, was Speer getrieben hat, was er wusste, was er veranlasste und wie es ihm gelang, zu überleben und sich den Respekt einer an die eigene Unschuld glaubenden deutschen Öffentlichkeit zu sichern. Der Brandstifter mutierte unter dem Beifall des Volkes zum Biedermann. Speers Tod verhinderte die Konfrontation mit der elenden Wahrheit.

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Bearbeitet am 29. Juni 2005