Darsteller: Rosemary Harris (Berta Palitz-Weiss), Fritz Weaver (Dr.
Josef Weiss), James Woods (Karl Weiss), Meryl Streep (Inga Weiss, geb.
Helms), Josef Bottoms (Rudi Weiss), Tovah Feldshuh (Helena Weiss, geb.
Slomova), Blanche Baker (Anna Weiss), Sam Wanamaker (Moses Weiss), Marius
Goring (Heinrich Palitz), Nora Minor (Frau Palitz), Erik Dorf (Michael
Moriarty), Deborah Norton (Marta Dorf), Robert Stephens (Kurt Dorf), Anthony
Haygard (Heinz Müller), David Warner (Reinhard Heydrich), Werner Kreindl
(Herr Helms), Nina Sandt (Frau Helms), Michael Beck (Hans Helms), George
Pravda (Pfälzer), Jeremy Levy (Aaron) und Ian Holm, John Bailey, Tom
Bell, David Daker, Hans Meyer, Cyril Shaps, Stanley Lebor, Peter Vogel,
George Rose, Käte Jaenicke, Lee Montague u.a.
Buch: Gerald Green; Regie: Marvin J. Chomsky
1. | 22. 1. 1979 | Die hereinbrechende Dunkelheit |
2. | 23. 1. 1979 | Die Straße nach Babi Yar |
3. | 25. 1. 1979 | Die Endlösung |
4. | 26. 1. 1979 | Die Überlebenden |
Hinweis: Der Vierteiler "Holocaust" gehört zu den absoluten
Höhepunkten der deutschen TV-Geschichte. Er beendete das Lamentieren
der Deutschen über ihre Vergangenheit und durchbrach die Mauer des
Schweigens, die die Generation der 68er bestenfalls angekratzt hatte.
Schon die Vorgeschichte des Fernsehfilms lohnt, hier erzählt zu
werden. Auf Druck der SPD kaufte der WDR die deutschen Rechte für
"Holocaust", blieb aber zunächst auf dem Projekt sitzen. So wie die
Ausstrahlung in den USA zu Kontroversen geführt hatte (Ellie Wiesel
etwa zeigte sich wenig angetan davon), meldeten sich auch in Deutschland
rasch die üblichen Bedenkenträger, von ganz rechts (Strauß
& Co) bis ganz vermeintlich links ("Der Spiegel"), die sich sowohl
an der Trivialisierung des menschlichen Elends störten als auch an
einigen historischen Fehlern in der Darstellung – sie wollten das Thema
lieber unter den Teppich der Geschichtsforschung gekehrt wissen. Da sich
besonders der CSU-dominierte Bayerische Rundfunk gegen eine Ausstrahlung
in der ARD sträubte, fand man einen Kompromiss: "Holocaust" wurde
nicht im "Ersten" ausgestrahlt, sondern an vier Abenden einer Woche zeitgleich
in allen dritten Programmen. Die offizielle Begründung für diese
Fehlentscheidung: das Programmschema der ARD hätte keine zügige
Ausstrahlung erlaubt, es sei zu starr.
Der Erfolg von "Holocaust" sprengte alle Erwartungen. Die Ermordung
der Juden war nun das Thema. Nach jeder Folge gaben die Sender den Zuschauern
die Möglichkeit, ihre Empfindungen per Telefon auszudrücken.
Davon wurde Gebrauch gemacht. Aus den kalten Fakten des Holocausts von
der Ermordung mehrerer Millionen Menschen jüdischer Herkunft machte
"Holocaust" eine Geschichte und verlieh den namenlosen Opfern einer jeden
deutschen Gemeinde Namen, Gesichter, Stimmen und Würde: die Familie
Weiss! Und in den folgenden Jahren setzte vor Ort die Erforschung der Nazi-Zeit
ein, ihre Opfer wurden von der Generation der Söhne und Töchter
der Täter akribisch erfasst und dem Vergessen entrissen. Das ist ein
Verdienst von "Holocaust"!
Die ARD erkannte ihren Fehler und strahlte im Frühjahr 1982 den
Vierteiler noch einmal aus, diesmal jedoch nicht in den dritten Programmen,
sondern im Ersten, im Hauptprogramm.
Seitdem ist "Holocaust" kaum gesendet worden und unverdient dem Vergessen
verfallen.
Neben der unglaublichen schauspielerischen Leistung soll an dieser
Stelle auch Ernst Jacobi erwähnt werden, der in der deutschen Synchronisation
mit kalter Stimme Erik Dorf sprach.
Literatur. Im Kreuzfeuer: Der Fernsehfilm Holocaust. Eine Nation ist betroffen. Herausgegeben von Peter Märthesheimer und Ivo Frenzel unter Mitarbeit von Hellmuth Auerbach und Walter H. Pehle, Frankfurt 1979 (2. Auflage).
Bearbeitet am 2. Juli 2003 & 29. Januar 2005
(C) Norbert Korfmacher